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Ziel des Projekts

Bayern besitzt eine Vielzahl touristischer Attraktionen, die sich bei Besuchern aus dem In- und Ausland goßer Beliebtheit erfreuen und den Tourismussektor als starken Wirtschaftsfaktor hervorhebt. Besucher können jedoch zu Stoßzeiten ein hohes Verkehrsaufkommen und eine hohe Frequentierung ausgesuchter Ziele verursachen, negative Auswirkungen wie z.B. Treibhausgas- und Schadstoffemissionen, Beeinträchtigungen von Vegetation und Landschaft oder auch verstärkte Lärmbelästigungen der Bewohner touristischer Gebiete sind die Folgen. Um den negativen Effekten entgegenzuwirken und eine nachhaltige Gestaltung des Tourismus zu ermöglichen, ist eine aktive Lenkung der touristischen Wege notwendig.

Ein guter Ansatz zur Steuerung von Besucherströmen ist der Ausflugsticker für Bayern (https://www.ausflugsticker.bayern, Betreiber: BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH), über den Touristen Informationen zur Parkplatzsituation und zu Wartezeiten bei beliebten Ausflugszielen finden und neue Orte entdecken können. Zugleich versucht diese neue bayernweite Plattform, die Aus-lastung zeit- und ortsübergreifend zu homogenisieren. Denn nicht nur die touristischen Gebiete profitieren von einer besseren Verteilung der Touristen, sondern auch die Besucher selbst, wenn sie weniger im Stau stehen und vor Ort kein Gedränge herrscht. Beim Ausflugsticker.Bayern wird die zeitliche und räumliche Auslastung auf Seiten der touristischen Einrichtungen zurzeit noch rein manuell erfasst. Da die Website kein Live-Ticker ist, sind die Informationen nicht immer ganz aktuell, so dass manchmal keine Wartezeiten angezeigt werden, obwohl sich in der Zwischenzeit Schlangen gebildet haben. An dieser Stelle möchte das Projekt in Abstimmung mit der BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH eine deutliche Verbesserung erreichen, indem automatisiert verschiedene Bewe-gungsdaten erfasst, zusammengeführt und ausgewertet und sowohl nahezu in Echtzeit, aber auch für grundsätzliche Analysen zur Verfügung gestellt werden. Das so entstehende Informationssystem wird maßgeblich zu einer besseren Besuchersteuerung in Bayern und darüber hinaus beitragen.

Im Projekt wird der ÖPNV digital abgebildet und mit Informationen zu touristischen Desti-nationen verknüpft. So kann sowohl die Mobilität vor Ort, wie auch An- und Abreisemobilität auf umweltfreundliche Verkehrsmittel verlagert werden. Durch die Sichtbarmachung von möglichen Transportmitteln zu und von den Destinationen, inklusive aktueller Auslastungen, kann so die Motivation von Tagestouristen, auf den ÖPNV umzusteigen, gefördert werden. Außerdem kann das System genutzt werden, um neben den bekannten auch weniger be-kannte touristische Einrichtungen zu bewerben und die Besucherströme besser zu verteilen.

Mit der Gründung des Tarifverbundes VDW (Verbund Donauwald) in den Landkreisen Regen, Freyung-Grafenau, Deggendorf und Passau wurde eine übergreifende Mobilitäts-plattform geschaffen. Diese Lösung basiert auf der Technologie der DB Regio Bus An-wendung “Wohin Du Willst”. Mithilfe dieser Plattform (VDW-App, Technologiebasis WDW – Wohin Du Willst) wird bereits eine App bereitgestellt, die den Nutzer zu ÖPNV, Bedarfs-verkehren, digitalem Ticketing, Echtzeitdaten, Mitfahrgelegenheiten und Points of Interest informiert. Die VDW-App soll im Projekt weiterentwickelt werden und einen Datenaustausch in Bezug auf die Auslastung gewährleisten.

Daher hat das Projekt das Ziel, in Form eines IoT-Netzwerks (Internet of Things) Daten zu Besucherbewegungen aus unterschiedlichen Quellen zusammenzuführen, zu analysieren und in Nahe-Echtzeit Informationen zur aktuellen und künftigen Auslastung touristischer Hotspots zu geben. Als Innovation sollen heterogene Bewegungsdaten, z.B. aus Zählern an Besucherschranken oder Kassenautomaten, mittels künstlicher Intelligenz (KI) ausgewertet werden, um verlässliche Prognosen abzuleiten. Indem zusätzlich Mobilitätsdaten aus Floating Car Data, aus ÖPNV-Fahrgastzählsystemen und von weiteren Sensoren genutzt werden, soll die Erfassung und Vorhersage von Besucherströmen besser und rechtzeitiger gelingen. Bei Floating Car Data handelt es sich um Daten, die von Fahrzeugen mit GPS-Ausstattung generiert und von Telematikdienstleistern zur Verfügung gestellt werden. Für eine effiziente und interaktive Nutzbarkeit der gewonnenen Informationen werden die aufbereiteten Bewegungsdaten und Analysewerkzeuge im Kontext einer webbasierten 3D-Stadtmodellplattform visualisiert. Die 3D-Darstellung (bzw. 4D mit der zeitlichen Dimension dynamischer Inhalte) bietet durch seine realitätsnähere und intuitivere Visualisierung der realen Umwelt und verkehrlicher Analysen und Abläufe einen deutlichen Mehrwert gegenüber klassischen 2D-Geoinformationssystemen (GIS).

Kunden des neuen Informationssystems sind Einrichtungen und Institutionen, wie z.B. Gebietskörperschaften, mit räumlich abgegrenzter Wirkungsweise. Dazu zählen auch Landkreise, Destinationen wie Nationalparks oder Events wie Landesgartenschauen, die Bedarf haben, Besucherströme zu erfassen und für eine Optimierung der Verkehrsplanung und ein verbessertes Besuchermanagement zu nutzen. Ergebnisse aus dem Projekt sollen dazu beitragen, das Angebot des Ausflugstickers und der regional verbreiteten Mobilitäts-plattform Wohin Du Willst (WDW) zu erweitern, die manuelle Pflege des Ausflugstickers zu automatisieren und zu vereinfachen, sowie beide Plattformen mit Auslastungsdaten für eine bessere Besucherlenkung zu versorgen.

Das innovative Echtzeit-Informationssystem zur smarten Besucherlenkung für touristische Einrichtungen in Bayern soll im Projekt entwickelt und anhand von Demonstratoren für die folgenden Destinationen modellhaft umgesetzt werden:

  • Nationalpark Bayerischer Wald als dauerhafte Einrichtung
  • Dazu: Einbeziehung der anliegenden (ILE) Nationalparkgemeinden
  • Landesgartenschau, die 2023 in Freyung stattfindet, als Test für die Umsetzbarkeit bei nicht ortsgebundenen und unregelmäßigen Veranstaltungen

Das unternehmensgetriebene Projekt wird von der Virtual City Systems GmbH hinsichtlich 3D-Kartensystemen, der B2M Software GmbH zur Verknüpfung und Analyse von Floating Car Data und anderer Datenquellen sowie der DB Regio Bus AG zur Erarbeitung innovativer Verkehrsangebote und Fahrgastzählungen in Bayern umgesetzt. Auf der Forschungsseite unterstützt das Institut für Angewandte Informatik (IAI) der Technischen Hochschule Deggendorf die Projektarbeit in der Konzeption des Informationssystems und in der Prognose möglicher Besucherströme mittels Verfahren der künstlichen Intelligenz.

Das Vorhaben bezieht sich im Förderprogramm IuK-Technik Bayern innerhalb des Bayerischen Verbundforschungsprogramms auf die Themenplattform „Smart Cities and Regions“. Es leistet einen Beitrag zur Verbesserung der Verkehrs- und Besucherplanung. Durch die Nutzung von Verkehrsdaten und Besucherzahlen aus verschiedenen Quellen, zu deren Integration Konnektoren/Schnittstellen entwickelt werden, entstehen Mehrwertdienste für die Bevölkerung und den Tourismus in Bayern. Mit der verbesserten Lenkung von Verkehrs- und Besucherströmen und gezielten Angeboten zum Umstieg auf den ÖPNV wird auch die Themenplattform „Vernetzte Mobilität“ adressiert, so dass das Projekt Plattform-übergreifend agiert.

Das Vorhaben wurde aus dem SDDI-Projekt (Smart District Data Infrastructure) initiiert, das eine Infrastruktur für die städtische bzw. regionale Datenintegration bietet. Über die Verknüpfung mit dem SDDI-Konzept des Lehrstuhls für Geoinformatik der TUM, das parallel in den Modellregionen des ZD.B eingeführt wird, kann sichergestellt werden, dass keine individuelle Insellösung entsteht. Unter Verwendung einer Dateninfrastruktur mit offenen und standardisierten Schnittstellen wird gewährleistet, dass das entstehende Informationssystem als ein innovatives Anwendungsbeispiel die Aktivitäten des Clusters Smart Cities & Regions des ZD.B ideal ergänzt und als Vorbild gelten soll.